Was erzählst du nachts?
Gibst du beim Reden im Schlaf Geheimnisse preis?

Es hat etwas Gespenstisches: Somniloquie, das Sprechen im Schlaf. Entspannt liegst du neben deinem schlummernden Partner und plötzlich fängt dieser an Worte zu brabbeln. Manchmal wirst du auch selbst wach, weil du im Schlaf redest. Ein komisches Gefühl, oder? Aber im Grunde harmlos. Denn bis auf die Tatsache, dass du deinen Bettnachbarn bei Laune hältst, passiert nichts. Nur in den seltenen Fällen ist „Somniloquie“, wie das Sprechen im Schlaf von Medizinern genannt wird, ein Anzeichen für eine Erkrankung. Eine Krankheit sind die nächtlichen Sprachepisoden jedoch nicht.

Doch im Schlaf zu reden kann trotzdem belastend sein und deinen Schlaf beeinflussen. Vor allem, wenn du dich ständig sorgst, dass du in der Nacht Sachen sagst, du nicht möchtest, Geheimnisse verrätst oder Privates preisgibst. Aber ist das überhaupt möglich? Zeit für Antworten auf wichtige Fragen zu Somniloquie:

Reden im Schlaf: Was erzählst du nachts?

Etwa fünf bis sechs Prozent aller Erwachsen geben nachts regelmäßig Worte und Laute von sich. Kinder sprechen häufiger im Schlaf: Etwa vier bis 14 Prozent reden regelmäßig, 22 bis 60 Prozent gelegentlich im Schlaf. Und der Schlafforscher Arthur Arkins hat es sich zur Aufgabe gemacht den Schlafenden beim Sprechen zuzuhören. 

Festgehalten hat er seine Erkenntnisse im Buch „Sleep-Talking: Psychology and Psychophysiology“, das bereits 1981 erschien. Neue Somniloquie-Forschung gibt es kaum. Wohl auch, weil Sprechen im Schlaf als medizinisch unbedenklich gilt, also in der Regel ungefährlich ist.

Um herauszufinden, was Schlafende nachts erzählen, weckte Arkins und Team die Probanden unmittelbar nachdem sie gesprochen hatten. Schnell und unmittelbar aus dem Schlaf gerissen, sollten sie berichten, was in ihren Träumen passierte. 

Das Ergebnis: In 79 Prozent der Fälle passten Trauminhalt und die gesprochenen Worte zusammen. Daher ist wahrscheinlich, dass auch du nachts deine Träume wiedergibst. Nicht immer müssen das konkrete Worte und Erzählungen sein. Häufig geben Schlafenden nur unverständliches Murmeln, Laute oder Geräusche, Lachen, Stöhnen, Schreie oder Weinen von sich. Typisch sind etwa Wimmern und Hilferufe, wenn sie einen Alptraum erleben.

Verrätst du nachts im Schlaf die Wahrheit?

In sehr vielen Fällen passt der Inhalt der Träume zu den gesprochenen Inhalten. Dies lässt aber keine Rückschlüsse auf den Wahrheitsgehalt der nächtlichen Erzählungen zu, denn im Traum verarbeitest du Sehnsüchte, Erlebnisse, Erfahrungen und Emotionen; Kurz: deinen Alltag. Egal, ob wirklich erlebt, im Film gesehen, in deiner Phantasie erdacht. Welcher Fetzen davon nachts ausgeplaudert wird und welche Bedeutung die Worte haben, ist unklar. Entsprechend kann niemand einschätzen, ob du nachts die Wahrheit sagst und sollte die Aussagen nicht für bare Münze nehmen. Wenn überhaupt kann Somniloquie ein Anstoß sein, um am Tag über Probleme und Gefühle zu reden.

Kann man dir Geheimnisse entlocken, wenn du im Schlaf sprichst?

Rein theoretisch kann man das nicht ausschließen, aber in der Praxis darfst du ganz beruhigt bleiben, denn es wird wohl nicht gelingen. Denn neben dem ohnehin fraglichen Wahrheitsgehalt deiner Aussagen, wird es kaum möglich sein mit dir einen Dialog zu führen. Das legt eine Studie aus Frankreich nah, an der unter anderem die Neurologin Isabelle Arnulf beteiligt war. Die Professorin ist an der Sorbonne Universität in Paris tätig und leitet die Klink für Schlafstörungen am Hôpital de la Salpêtrièr – ein bekanntes Krankenhaus, ebenfalls in Paris.

Für die Studie wurden 232 Probanden ins Schlaflabor gebeten und jeweils zwei Nächte im Schlaf belauscht. Die wichtigsten Ergebnisse: Rund 60 Prozent der Laute der schlafenden Personen waren nonverbal, also Gemurmel, lachen, rufen. Bei den meisten Menschen ist also ohnehin ausgeschlossen, dass sie nachts Geheimisse preisgeben, weil man sie gar nicht erst versteht. Der Rest der Studienteilnehmer sagte verständliche Worte und teilweise sogar grammatikalisch sinnvolle Sätze. Am häufigsten war jedoch der schlichte Inhalt „Nein“. Auch Beschimpfungen und Obszönes sind häufig, wenn Menschen im Schlaf reden.

Dass jedoch jemand von außen mir dir sprechen und im Schlaf Privates entlocken könnte, sei ausgeschlossen. Das Forscherteam schreibt: „All in all, sleep talking is a brain’s conversation with itself.“ Also: Alles im Allen ist Sprechen im Schlaf ein Gespräch des Gehirns mit sich selbst.

Warum redest du im Schlaf und wie lässt es sich verhindern?

Die Ursachen für Somniloquie sind bis heute unklar. Überhaupt ist das Phänomen nur sehr schlecht erforscht. Wohl auch, weil Sprechen im Schlaf für medizinisch unbedenklich gilt und dir keinen Anlass zur Sorge geben sollte. Es ist nicht gefährlich und beeinflusst auch den Schlaf nicht negativ. Wenn du jedoch das Gefühl hast, dass es deine Nächte nicht erholsam sind, gilt wie immer die 3er-Regel: Wenn du über einen Zeitraum von mindestens 30 Tagen, mindestens dreimal die Woche, mindestens 30 Minuten wach liegst, solltest du die Ursache für die deine Schlafprobleme von einem Doktor abklären lassen.


Was Schlafmediziner hingegen schon wissen, sind Faktoren, die Somniloquie wahrscheinlicher machen. Wenn du also verhindern willst, dass du im Schlaf redest, solltest du beispielweise die folgenden Auslöser reduzieren oder dir entsprechende Hilfe bei einem Arzt suchen.

  • Fieber
  • Stress
  • Alkohol

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