Raubt dir Kaffee den Schlaf?
Ein Mediziner erklärt im Interview, wann es Zeit für die letzte Tasse ist.

Ein Tässchen frischer, dampfender Kaffee – wer könnte dazu Nein sagen? Vielleicht Prof. David Elmenhorst, der seit etwa 20 Jahren die Auswirkungen von akutem und chronischem Schlafentzug erforscht. Am Jülicher Institut für Neurowissenschaften und Medizin leitet er die Arbeitsgruppe „Molekulare Plastizität“, die unter anderem untersucht, wie das menschliche Gehirn auf Schlafmangel reagiert.

Als Mediziner und Schlafexperte kann er also bestens erklären, wie Kaffee im Gehirn wirkt und wie das enthaltene Koffein deinen Schlaf beeinflussen kann.

Wie viele Tassen Kaffee haben Sie heute schon getrunken?

Es waren zwei Tassen.

Können Sie kurz erklären, warum Kaffee wach macht?

Koffein im Kaffee blockiert Bindungsstellen für den Botenstoff Adenosin im Gehirn. Dieser entsteht, wenn Nervenzellen Energie verbrauchen. Adenosin senkt die Erregbarkeit von Nervenzellen. Je länger wir wach sind desto höher ist der Adenosinspiegel. Koffein wirkt also hauptsächlich, wenn wir zu lange wach waren und dadurch müde sind.

Wie lange hält die wachmachende Wirkung an?

Nach 5-7 Stunden hat unser Körper Koffein auf die Hälfte abgebaut.

Ab wann sollte man keinen Kaffee mehr trinken, um abends gut einschlafen zu können?

Das hängt davon ab, ob jemand aufgrund genetischer Unterschiede in den Bindungsstellen für Adenosin empfindlich auf Koffein reagiert. Diese Personen sollten nach 14 bis 15 Uhr kein Koffein mehr zu sich nehmen, wenn sie gegen 22 bis 23 Uhr einschlafen möchten.

Gilt diese Empfehlung auch für Menschen, die regelmäßig viel Kaffee trinken?

Vermutlich nicht so sehr, da diese Personen wahrscheinlich nicht empfindlich auf Koffein reagieren.

Verschlechtert täglicher Kaffeekonsum nachhaltig den Schlaf?

Ein hoher Koffeinspiegel während des Schlafs hat einen Einfluss auf die Schlaftiefe. Es hängt jedoch davon ab, wann und wie viel Koffein konsumiert wurde und von wem.

Gilt das Gleiche auch für andere Wachmacher wie schwarzen Tee oder Energydrinks?

Ja, wobei schwarzer Tee bezogen auf das Volumen weniger Koffein enthält als Kaffee oder Energydrinks.

Am Forschungszentrum Jülich erforscht Ihre Arbeitsgruppe, wie das Gehirn auf Schlafentzug reagiert. Warum müssen Ihre Probanden auf Kaffee und andere Wachmacher verzichten? Sie sollen doch wach bleiben.

Wir untersuchen die Bindungsstellen für Adenosin im Gehirn mit einem Molekül, das an der gleichen Stelle wie das Koffeinmolekül bindet. Daher würde Koffein im Blut die Genauigkeit unserer Messung beeinflussen.

Wie beeinflusst es den Schlaf, wenn man auf Koffein verzichtet?

Ob sich der Schlaf verändert, hängt stark davon ab, wie viel Koffein man vorher konsumiert hat. Jemand, der nur ein bis zwei Tassen Kaffee morgens trinkt, wird vermutlich keinen Unterschied bemerken.

Welche Ratschläge aus Ihrer langjährigen Forschungserfahrung können Sie für einen erholsamen Schlaf geben?

Kein Koffein nach 15 Uhr. Regelmäßige Schlafzeiten (mindestens acht Stunden im Bett zur gleichen Uhrzeit) in einem kühlen, ruhigen und komplett abgedunkelten Raum. Kein anstrengender Sport und keine große Mahlzeit direkt vor dem Schlaf.

Vielen Dank an Prof. Dr. med. David Elmenhorst für das spannende Interview.

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